HERBST 1994 S. 14-15 |
1. Kapitel : Die Bewegung | |
Die Zusammenhänge der Krise |
Die diesen Teil begleitenden Illustrationen stellen einen Teil von Marc'O's Forschung in Neuen Bildern im I.N.A. dar. |
Welche Art von Politik streben wir an ? Die Politik der Jugend, und das bedeutet auch eine Art und Weise, Politik zu machen und zu leben. Sie betrifft unmittelbar den Menschen, seinen Alltag und seine Entwicklung. Dieser Mensch muss natürlich ein Akteur sein, jemand, der seine eigene Rolle spielt.
Als erstes Hindernis stellt sich einem solchen Projekt das Wort politisch selbst in den Weg. Wir untertreiben, wenn wir sagen, dass es bei den Bürgern nicht hoch im Kurse steht. Es erweckt eher Zweifel als Hoffnung und unterhält den allgemeinen Unmut.
Wir müssen die anscheinend selbstverständliche Bedeutung dieses Wortes klarstellen und es gemäß dieser Bedeutung relativisieren, um die Politik von den Scheinbildern und Schlagworten zu befreien, die die Reden mit allen Absichten pflastern. Auf jeden Fall ist dies ein ausgezeichnetes Mittel, sich das politische Handeln „wieder zu eigen zu machen”, genau : Ihm eine genaue Bedeutung zu geben, und es nicht in einem unscharfen Bild zu lassen, das die Sinne kitzelt. Dem Wort seinen Gebrauchswert wiederzugeben scheint ein undankbares Unternehmen zu sein, es ist aber eine Pflicht, wenn man Politik von Angesicht zu Angesicht machen will. Es gibt keine andere Möglichkeit.
Wir dürfen nicht vergessen, dass die Politik alle Bürger betrifft, insofern, dass sie die „Verwaltung der polis” betrifft. Daher ist die Vermeidung der Politik auch eine Art, Politik zu machen, und Jeder weiß im Grunde genau, dass dies die schlechteste Wahl ist : Sie verurteilt den, der diese Wahl trifft, dazu, ohnmächtiges Opfer zu sein und nur fade Proteste ausdrücken zu können. Diejenigen die sich enttäuscht aus der Politik zurückziehen, wissen unterschwellig, dass sie damit der Ausübung der Macht durch Berufspolitiker, d.h. von Politikern, die sie gemäß dem ausüben, was sie für ihre eigenen Interessen halten, freien Lauf lassen. Sie erhalten so das Misstrauen aufrecht, das allem Politischen anhaftet. Daher erscheint uns ihre Kritik besonders fehl am Platze. Ein anderes Problem ist die Tatsache, dass die Parteien kaum noch die verschiedenen Gesellschaftsschichten vertreten. Wenn der Wähler das soziale Entscheidungsfeld brach lässt, haben die Politiker freie Hand, die Macht nach Belieben zu benutzen. Man muss Politik machen, denn keine Politik ist auch eine Politik : Politik gegen sich selbst. In der aktuellen Lage heißt Politik machen zunächst ebenso, die Machart der Politik („das” Politische) zu ändern, wie eine andere Politik zu machen.
In der Perspektive des Projektes „OBJEKTIV JUGEND” ist dies ein vorrangiger, fundamentaler Akt.
Inhaltsverzeichnis | |
1. Kapitel : Die Bewegung | |
3. Kapitel : Die Krise oder die lange Agonie des Taylorismus |
Les périphériques vous parlent, zuletzt bearbeitet am 3. Juli 03 von TMTM
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