Les périphériques vous parlent N° 2
HERBST 1994
S. 15-18
deutsch
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zum 2. Kapitel : Das Politische
Die Zusammenhänge der Krise
Das Taylor-System
Industrielle Mutationen

Detail aus Andromeda von Vasari

3. Die Krise
oder die lange Agonie des Taylorismus

Die aktuelle Krise bedeutet einen Phasenwechsel. Mit der technologischen Revolution treten wir allmählich in eine neue Phase ein. Die industriellen Mutationen führen zum Ende des Taylorismus. Die Denkweisen allerdings folgen nicht. Daraus folgt eine Sozial-, Kultur- und Zivilisationskrise.

Die lange Krise, in der wir uns befinden, bedeutet nach unserer Ansicht einen Phasenwechsel. Alle Probleme können nur erfasst werden, wenn man sie in den Zusammenhang der Veränderungen stellt, die heute notwendig werden. Wir versuchen, zu sehen, welcher Art diese Veränderungen sind.

Antagonismen, die jede Existenzberechtigung verloren haben, nähren immer noch unzählige Konflikte und Meinungsverschiedenheiten im Namen von Prinzipien, die keiner Wirklichkeit mehr entsprechen. Menschen, Gruppen und Parteien stellen sich dickköpfig gegeneinander, unterstützt von Ideen, deren Sinn tausendfach widerlegt worden ist und deren Daseinsberechtigung nur darin besteht, einmal existiert zu haben. Zielloser Hass wird in Erklärungen aller Art wiedergekäut, man schlägt wieder und wieder dieselben Ziele vor, obwohl alle wissen, dass sie schon lange überholt sind. Projekte, die kaum über den nächsten Tag hinaussehen, stellen als Ideal die Rückkehr zu den Werten der Vergangenheit dar.

Turbulenzzonen, die alle Bereiche des Lebens betreffen, stören das labile Gleichgewicht der Welt. Unordnung nagt von innen an den Gesellschaften, die unverwundbar erschienen. Rivalitäten aller Art erschüttern alle Gesellschaftsschichten und wiegeln je nach den augenblicklichen Umständen die Einen gegen die Anderen auf. Minderheiten und Mehrheiten entstehen und vergehen gemäß den Augenblickssituationen. Projekte sind kurzfristig und beziehen sich allein auf des Überleben. Der Wert der Arbeit misst sich nur am Geldwert. Es bilden sich Lobbies, um mit Gewalt und Erpressung das durchzusetzen, was die Konjunktur ihnen verweigert. Jeder spielt sein Spiel gegen den Anderen, gegen alle. Das Reich der kleinen Schlauköpfe lässt überall sein „Mafia-Klima” entstehen.

Alles lässt glauben, dass diese Krise einen Phasenwechsel ausdrückt. Und dennoch glauben weiterhin viele, dass die gegenwärtige Epoche nur ein unangenehmer Augenblick ist, den man durchmachen muss. Der Wiederaufschwung steht vor der Tür, und mit ihm wird ein neuer Wohlstand die „guten alten Werte” wiederherstellen, die zum „Wirtschaftswunder” der Nachkriegszeit geführt hatten.

Dieser Optimismus beruht auf keiner Wirklichkeit. Wir leben in einem Paradox : Die Welt ist im Umbruch begriffen, aber der Mensch, der diesen Umbruch vollzieht, ist unfähig, sich selbst den Folgen dieses Umbruches zu stellen. Wir wiederholen : „Die Denkweisen folgen nicht.”

Die industriellen Umwälzungen, die die Welt seit zwei Jahrzehnten durch und durch verändern, haben mit dem Einsatz der neuen Technologien begonnen, d.h. einer Art von Maschinen, die einen vollständigen Wandel der Produktionsmethoden mit sich brachten. Wir leben tatsächlich in einer „industriellen Mutation”, und diese erzeugt allmählich eine neue Kultur.

Wie weit ist diese Revolution jetzt, die zunächst die Arbeitswelt umgewälzt hat und jetzt auf den sozialen Bereich übergreift ? Bevor wir auf diese Frage eingehen, wollen wir zunächst aus historischer Sicht die Entwicklung der zweiten Industrieperiode betrachten.


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Das Taylor-System
Industrielle Mutationen

Das Taylor-System

Mit den Dampf- und den Werkzeugmaschinen hat die moderne Industriewelt, die im 18. Jahrhundert entstanden ist, wirklich ihren Aufschwung begonnen. Anschließend, vor etwas mehr als hundert Jahren, hat sie mit dem Taylor-System ihren schwindelhaften Aufstieg begonnen, indem dieses die Arbeit gemäß den besonderen Techniken dieser Maschinen rationalisierte. Manche Autoren nennen diese Entwicklungsphase der Industrie die zweite Industrieperiode.

Taylors Methode war nicht nur ein sehr wirksames Arbeitsorganisationssystem, welches zu seiner Zeit die Industrieproduktion entfaltet hat, aber vor Allem stellte sie ein hochwirksames Mittel zur Kontrolle der Arbeitsausführungszeit dar und erlaubte damit eine maßlose Produktionssteigerung. Von ihren Anfängen bis heute hat sie sich ständig perfektioniert, verbessert und erschien als die bestmögliche Arbeitsorganisationsmethode, um dem Unternehmen eine höchstmögliche Produktivität sicherzustellen.

Wenn diese Entwicklung das Leben verbessert zu haben scheint, so hat doch der Mensch der Maschine und der Organisation einen Blut- und Schmerzzoll zahlen müssen, wie es uns die Geschichte der Arbeiterbewegung lehrt. Mit der Zeit hat dies zu einer vollständigen Entfremdung des Arbeiters geführt. Sicher gab es Privilegierte, die daraus ihren Profit gezogen haben, es gab Klassenkämpfe, soziale Kämpfe, unzählige Revolten.

Die Organisation à la Taylor benötigt ausführende Menschen, um gut zu funktionieren. Die Persönlichkeit (die, wie wir im Folgenden sehen werden, sich nur in der Entwicklung der besonderen Qualitäten jedes Einzelnen entfalten kann) stellt die größte aller Gefahren dar, eine Bremse für den Fortschritt des Unternehmens. In der Folge wird sich die Ausbildung der Jugendlichen nach einer unzureichenden Schulausbildung darauf beschränken, die Schüler in Warteräumen anzupassen oder schlimmer noch, zu „neutralisieren” in der Hoffnung, dass sie einen Beruf finden werden, irgendeinen Beruf, den sie meistens als Anlernling lernen. Die Mehrzahl der Gymnasiasten und Studenten werden es kaum besser haben. Im Arbeitsfeld, das die Verwaltungsbüros ständig umbauen, muss Jeder als disziplinierter Befehlsempfänger auf seinem Posten, an seiner Stelle stehen. Die Organisation der Fabrik, der Büros, der Ausbildung (Schule, Universität, Berufsschule) geht in diesem Arbeitsfeld dem Menschen vor. Die Aufgabe des Erziehungssystems ist es, bei den jungen Menschen eine Einstellung zu fördern, die der Ausübung von ausführenden Tätigkeiten dienlich ist, gemäß den Normen, die die Arbeitsorganisation wünscht. Hieraus folgen die höheren Anforderungen an die Moral : Von der Schule an lernt man hierarchische Unterordnung, angenommene Disziplin, Gehorsam und Resignation.

Diese quasi-militärische Disziplin, der sich der Arbeiter in den Westlichen Ländern unterwerfen ließ, und die stark hierarchisierte und bürokratische Arbeitsorganisation brachten den Aufschwung der Massenproduktion mit sich, und als „der Fordismus” sich durchsetzte, ging der Massenkonsum in die Höhe.

Im Laufe dieses Jahrhunderts, vor Allem nach dem Zweiten Weltkrieg, hat sich eine Kultur geschmiedet, die das Taylor-Modell erzeugt hat : „Durch den Platz, den die Arbeit in der Gesellschaft einnimmt, zwingt sie die sozialen Gruppen dazu, sich im Verhältnis zu ihr zu definieren.” frz. Originalzitat (Françoise PIOTET, AUTREMENT Nr. 3, Herbst 1975)

Man kann sagen, dass die Methoden der Arbeitswelt allen sozialen Schichten ihren Stempel aufgedrückt haben. Die Gesellschaft des XX. Jahrhunderts hat sich auf den Strukturen der Arbeitswelt aufgebaut.

Arbeiter und Angestellte, die von den harten Zwängen des Taylor-Modells geformt wurden, fanden auf dem Markt einen Überfluss von Produkten, die sie befriedigen konnten. Ihre Forderungen beschränkten sich immer mehr auf eine Verbesserung der Lebensbedingungen : Der Befriedigung der Massenkonsumbedürfnisse. Die Konsumgesellschaft wurde die Gesellschaftsform der entwickelten Länder. Ein gleichgeschaltetes Konsumverhalten bringt allmählich alle Gesellschaftsklassen auf das gleiche Niveau. Die Lebensarten werden dadurch vollständig verändert. Die Verbrauchskriterien - Verbrauch derselben Produkte überall, gleichzeitig und auf dieselbe Art und Weise, Verbrauch von materiellen und kulturellen Gütern auf die gleiche Art - ließen schrittweise eine Klasse entstehen : „die Mittelklasse”.


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Das Taylor-System
Industrielle Mutationen

Industrielle Mutationen

Die Klassenzugehörigkeit des Einzelnen im sozialen Bereich kann sich heutzutage immer weniger an seinem Platz in der Arbeitsorganisation messen, der ihn noch gestern in eine soziale Klasse einordnete (Bourgeoisie oder Proletariat), oder der ihm seinen Platz in den Beziehungen zwischen Unternehmer und Angestellten, zwischen Kapitalisten und Ausgebeuteten zuwies.

Von den siebziger Jahren an wird die Arbeitsorganisation à la Taylor durch den progressiven Einsatz der neuen Technologien in Frage gestellt. Die zweite Industrieperiode geht ihrem Ende zu. Eine neue Phase bricht an. Dies kommt daher, dass die Benutzer der elektronischen Maschinen im Rahmen eines Projektes, das sie als ihr eigenes betrachten sollen, Erfinder, Schaffende, Verantwortliche sein müssen. Mehr noch : man regt sie dazu an, ihr Vertrauen nicht mehr auf eine Organisation (die Bürokratie) zu setzen, die ihre Arbeit autoritär vorausplant, sondern ihre Arbeit in einer Gruppe (team-work) mit konkreten, spezifischen, komplexen Problemen zu organisieren, wie sie sich in jeder Produktionsetappe stellen. Dies ist eine wirkliche Revolution, die nicht mehr aufhören wird, den Produktionsrahmen in den fortgeschrittenen Gesellschaften zu sprengen. Selbstverständlich ist dies eine Tendenz in der Weltindustrieentwicklung.

Noch spielt in zahlreichen Sektoren der (Neo-) Taylorismus die vorrangige Rolle. Dennoch hat die Taylor-Methode offensichtlich keine Zukunft mehr. Tatsächlich beginnt eine andere Industrieentwicklungsphase, die Welt zu erschüttern. Als das Hauptproblem erscheint uns aber die Tatsache, dass sich wegen der ungleichmäßigen Entwicklungen die Denkweisen nur schwierig anpassen. Zwei Phasen durchdringen einander : „Die zweite Industrieperiode” und „die post-industrielle Welt”, wie sie manche nennen. Dies ist gewissermaßen ein Ein- und Ausblenden : In einigen Produktionssektoren sichert noch die Arbeitsorganisation à la Taylor mehr oder weniger, übrigens immer weniger, Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität, während die Unternehmen, die die neuen Technologien benutzen, noch nach zufriedenstellenden Arbeitsorganisationsformen suchen. Widersprüche, Störungen und Turbulenzen dringen durch und durch in alle Ebenen des Lebens, die soziale, politische und kulturelle Ebene, ein und vernebeln den Blick auf die Wirklichkeit.


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Das Taylor-System
Industrielle Mutationen
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Um viel zu produzieren, muss man viel verbrauchen. Und um viel zu verbrauchen, können wir nicht auf die Reichen zählen, sagte Ford, sie sind nicht zahlreich genug. Die wahre Lösung ist es, die Arbeiter zu Verbrauchern zu machen und sie psychologisch und finanziell in den Kapitalismus sowohl als Arbeiter als auch als Kunden einzugliedern. Henry Ford (...) wird seine Arbeiter besser bezahlen. In den ganzen Vereinigten Staaten lässt er Stellenangebote anschlagen, die fünf Dollar am Tag versprechen, doppelt so viel wie überall sonst.” (« Pour produire beaucoup il faut consommer beaucoup. Et pour consommer beaucoup, ne comptons pas sur les riches, disait Ford, ils ne sont pas assez nombreux. Faire des ouvriers des consommateurs, les intégrer psychologiquement - et financièrement - au fonctionnement du capitalisme à la fois comme travailleurs et comme clients, voilà la solution. Henri Ford (...) va payer plus cher ses salariés. Il fait placarder des offres d'emploi dans l'ensemble des États-Unis promettant ‘‘Five dollars a day’’ : 5 dollars par jour, deux fois plus que partout ailleurs. » (Denis CLERC, Alain LIPIETZ, J. SARTRE-BUISSON : LA CRISE, Herausg. Syros, S. 51 und 52.)


« Par la place qu'il occupe dans la société le travail contraint les groupes sociaux à se définir par rapport à lui. »