WINTER 1995/1996 S. 65 |
So kommt die Philosophie ins Spiel |
Welche Zukunft ? |
Am 13. April 1995 hatten der Verein STAR und das REAS ungefähr vierzig Strukturen zu einer Begegnung im Verwaltungszentrum von Pantin eingeladen, um „Generalstände für die Zukunft” vorzubereiten. Diese Initiative kann die SNESup nicht gleichgültig lassen...
„Damit die Gegenwart eine Zukunft hat”, mit diesem Slogan haben sich ungefähr zwanzig recht verschiedene Organisationen (Vereine für den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, Forschergewerkschaft, Volksbildungsbewegung, Musikbildungsstätte, usw.) begegnen und frei über die beste Art und Weise, „Generalstände für die Zukunft” in die Wege zu leiten, diskutieren können. Diese verfolgen vier Ziele :
Wir müssen die Mauern niederreißen, welche unsere Entwicklung einsperren ! |
Um diese Ziele zu erreichen, haben wir die Methode der Verfassung von „Schriften für die Zukunft” gewählt, welche, statt nur einfache Sammlungen unverarbeiteter Texte zu sein, zu wirklichen Mitteln werden müssen, um all jene, die sich in der Schule oder in den Vorstädten, in der Fabrik oder auf der Straße mit einem lustlosen Leben zufrieden geben, zu mobilisieren. „Aufrechter Utopismus” hat einer der Teilnehmer ausgerufen. Man könnte den gesunden Ehrgeiz dieses Projektes nicht besser zusammenfassen.
Worin betreffen diese „Generalstände für die Zukunft” die SNESup ? Die erste Antwort ist eine totale ideologische Verwandtschaft. Tatsächlich ist diese im Entstehen begriffene Bewegung vor Allem eine Kampfbewegung gegen den ungebändigten Liberalismus, welcher allenthalben, einschließlich der Universität, Unsicherheit und Ausgrenzung erzeugt. Außerdem zeichnet sich in diesen „Generalständen für die Zukunft” ein Streben ab, welches sich ebenfalls im Mittelpunkt unserer Berufspraxis befindet : den Individuen zu helfen, vom Stadium eines Interpreten (eines einfachen ausführenden Organs) zu dem eines Akteurs (eines Autoren seiner Akte) zu gelangen. Und schließlich betrifft uns diese Initiative sehr direkt, denn wir sind dazu aufgerufen, in jeder Universität an der Ausarbeitung von „Schriften für die Zukunft” aktiv mitzuarbeiten.
Diese „Generalstände für die Zukunft” müssen uns noch tiefgründiger dazu antreiben, uns über unsere Gewerkschaftspraxis Fragen zu stellen. Zunächst erinnert diese Bewegung an eine Binsenwahrheit, welche manche Abteilungen allzu leicht vergessen : Man kann keine Universität ohne Studenten aufbauen. Wir dürfen nicht denselben Fehler wie die Regierung begehen, wir müssen noch enger als heute mit den Studenten und ihren Vertretern dialogieren. Zweitens kommt diese Bewegung wie gerufen, um uns daran zu erinnern, dass man, wenn man weiterhin mit präzisen technischen Forderungen kämpft, diese Kämpfe doch ständig in ein umfassendes Projekt einbeziehen muss, unser Projekt für die Universität von morgen. Drittens fordert uns diese buntschillernde Initiative dazu auf, den Kampf anders anzugehen : Man darf sich nicht mehr allein auf die selbstverständlich notwendige Steigerung der Anzahl unserer Mitglieder konzentrieren, sondern man muss ebenfalls lernen, mit Organisationen, die in der gleichen Richtung wie wir arbeiten, in Vernetzung zu arbeiten. Doch Arbeit in Vernetzung ist nur möglich, wenn jeder Partner stark genug und seiner Identität genügend sicher ist, um sich den Anderen zu öffnen, ohne auf seine Eigenart zu verzichten. Doch sind wir uns unserer Identität sicher ? Diese Frage kann unpassend und recht abstrakt erscheinen. Dennoch stellt sie zwei sehr konkrete Probleme, für welche der nächste Kongress eine Lösung finden sollte : - Aus wem setzt sich die SNESup zusammen ? Die SNESup von 1995 ist nicht zwangsläufig jene von 1993. Wie hoch ist heute der genaue Anteil an neuen und alten, „stabilen” und „verunsicherten” Gewerkschaftlern, von Männern und Frauen, von Provinzlern und Parisern, usw. - Welches sind unsere wirklichen Werte ? D.h. welches sind abgesehen von den verschiedenen Tendenzen die Ideen, welche wir alle teilen und in welchen sich andere Organisationen uns anschließen können ?
Letztendlich lehren uns diese „Generalstände für die Zukunft” dass es unter allen Fragestellungen, die unsere Gewerkschaft durchdringen, eine gibt, über welche der nächste Kongress der SNESup absolut Überlegungen anstellen muss : Was ist unser Projekt ? Was können wir ins Werk setzen, damit ab sofort „die Gegenwart eine Zukunft hat” ?
Eric Dacheux
(Erstveröffentlichung dieses Textes im Informationsblatt der SNESup vom Mai 1995)
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Les périphériques vous parlent, zuletzt bearbeitet am 3. Juli 03 von TMTM
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