MÄRZ 1995 S. 20-25 |
Akte für die Zukunft schaffen | |
Anhang |
Das Opfer der neuen Generationen drängt sich einer großen Anzahl von Politikern und Verantwortlichen jeder couleur in der Tat als die einzig annehmbare Lösung auf, um die Auswirkungen der Krise zu beschwören. Da sich die Idee der Entwicklung selbst auf die Zukunft bezieht (folglich allein auf die Voraussagen), fühlen sich Regierungs- und andere Verantwortliche ohne Weiteres dazu berechtigt, anscheinend „wohlwollende” Maßnahmen vorzuschlagen, um zu versuchen, die wachsende Masse der Verunsicherten zwischen 15 und 28 Jahren in Grenzen zu halten, die die „unheilbare Explosion” vermeiden helfen können. Daher stellte für uns „Balladurs Fragebogen” nur einen dieser Staatsversuche dar, um die „Jugendlichen von Natur” in das zukünftige geschlossene System des Unter-Lebens zu leiten. Und in der Folge gaben sich die Vorschläge des „Weisenrates” explizit oder implizit alle Mühe, jedermann hören zu lassen, dass die Jugend (immer noch von Natur) zweifellos dazu bereit wäre, den schwersten Tribut an den sozialen und kulturellen Konservatismus zu zahlen : seine Entwicklung zu opfern. Am 10. Oktober, nach der Veröffentlichung der Maßnahmen, die der „Weisenrat” empfiehlt, haben wir („Jugendliche, die sich von Kultur sehen wollen”), mit einem Artikel reagiert, in dem wir uns aufs Heftigste diesen vom Himmel der Weisheit gefallenen Vorschlägen widersetzen. Dieser Artikel bildete die Basis unserer Aktion für die „Generalstände für die Zukunft, die von allen für alle gemacht wird”. Wir glauben, dass er all seinen Platz im Rahmen dieser Dringlichkeits-Nummer über Generalstände für die Zukunft hat.
Die Zeitung Libération vom 4. Oktober 1994 hatte den Titel „57 remèdes pour soigner les jeunes (57 Heilmittel für die Jugend)”, in Bezug auf die Vorschläge des „Weisenrates” nach den Antworten auf „Balladurs Fragebogen”. Dieser Titel beleuchtet klar die Hintergedanken dieses Fragebogens.
Nach den Demonstrationen gegen den CIP hat die Regierung schließlich „ihren” Fragebogen vorgeschlagen, der, so behauptete sie, dazu dienen sollte, den Dialog mit den Jugendlichen zu eröffnen. Von seinem Erscheinen an bereicherten ihn die Verantwortlichen mit diesem Slogan, den sie zweifellos sehr medienwirksam fanden : „Antwortet auf unsere Fragen und wir machen den Rest”. Seltsame Folgerung gegenüber Demonstrationen, die implizit ohne Unterlass das Recht, sich auszudrücken, forderten.
Dieses Rezept : Begnügt euch, zu antworten, und man wird sich um euch schon kümmern, entspricht genau dem, was Psychologen „den widersprüchlichen Befehl” nennen. Man hat da eine unannehmbare Vorgehensweise ins Spiel gebracht in dem Maße, dass antworten bedeuten wird, dass „der Rest, der daraus folgt”, die Regierungsmaßnahmen sind, Maßnahmen, die sich selbstverständlich als eine positive Antwort auf das Unwohlsein der „Jugend” erweisen sollen. Dieser Fragebogen wird so zu einer gefährlichen Falle, „einem doppelten Zwang”, der es dem, an den man sich wendet, unmöglich macht, sich frei auszudrücken. Denn wenn der Jugendliche nicht antwortet, wird man ihm in der Folge vorwerfen, sich nicht für sein Los zu interessieren, wenn er aber antwortet, unterwirft er sich unausweichlich den Maßnahmen, die die Regierung beschließt. Wir haben da genau „den widersprüchlichen Befehl”, welcher, gleich welche Antwort gegeben wird, zur Unterordnung dessen führt, von dem man eine Antwort erwartet. Dies zeigt klar das klassische Beispiel des Vaters, der zu seinem Sohn sagt : „Gehorche mir nicht !”. Diese Anordnung ist offensichtlich unmöglich auszuführen : Wenn das Kind nicht gehorcht, gehorcht es trotzdem seinem Vater und wenn es gehorcht, indem es nicht gehorcht, wird es immer noch seinem Vater gehorchen. „Der widersprüchliche Befehl” enthält so in sich selbst einen Widerspruch derart, dass derjenige, an den er sich wendet, keine Möglichkeit hat, befriedigend zu antworten.
Die widersprüchliche Natur von Balladurs Fragebogen wird durch den Titel in Libération : „57 Heilmittel für die Jugendlichen” genau entschleiert.
In Kürze, doch sehr ausdrücklich, behauptet dieser Titel, dass „die Jugendlichen krank sind” und, dass die Regierung sie demzufolge behandeln wird. Und die Verantwortlichen werden außerdem beteuern können : „Das sind nicht wir, die es sagen. Es ist der Weisenrat, der es bezeugt”. Ein von der Regierung eingesetzter Weisenrat natürlich, doch dies verschweigt man schamhaft. Kurz, es bleibt jetzt Herrn Balladur und seinen Ministern nur noch übrig, die Arznei vorzuschlagen, und den „Jugendlichen”, das Gebräu zu schlucken. Die Falle des „doppelten Zwanges” hat perfekt funktioniert.
Dass einerseits Ärzte behandeln und andererseits Kranke Behandlung wünschen, das geben wir zu, und man sieht wohlverstanden schlecht die Kranken über die Arznei, die ihnen der Arzt verordnet, diskutieren, und wäre es auch eine „Pferdekur”. Der Arzt hat im Übrigen jede Autorität dafür. Man schenkt ihm Vertrauen, oder auch nicht, und man kann dann auch immer noch einen anderen, oder gar überhaupt keinen konsultieren. Doch man möge uns erlauben, erhebliche Zweifel an den Fähigkeiten der aktuellen Politikerklasse (in der Mehrheit oder in der Opposition) ebenso wie an denen der Kuratellverwaltungen, die von ihr abhängen, anzumelden, das geringste Heilmittel besorgen zu können für die Schwierigkeiten aller Art, die sich heutzutage auf die Jugendlichen stürzen. Wir können nicht umhin, zu glauben, dass es doch diese Politiker sind, die uns dahin gebracht haben, sicherlich nicht die sogenannte Altersklasse der Jugendlichen.
In der Tat, die Gesellschaft ist krank (man sagt : In Krise), diese Gesellschaft, die die Politiker, die Verantwortlichen aller Art, aller Parteien, gemacht haben oder haben machen lassen. Wenn hier jemand krank ist, dann sind es unserer bescheidenen Meinung nach die Politiker in der Regierung oder in der Opposition ; es sind demzufolge sie, die sich behandeln lassen müssten. Was uns unter diesen Bedingungen offensichtlich erscheint, ist, dass nichts, weder in ihrem Lebenslauf, noch in ihrem Verhalten von Politiker oder von Verantwortlichem in Wirtschaft, Sozialwesen oder Kultur, ihnen das Recht dazu gibt, vorzugeben, welches Heilmittel auch immer liefern zu können für die Schwierigkeiten, unter denen „die Jugendlichen” leiden.
Einem unmöglichen Dialog, der nur die Trägheit aufrechterhält, in dem die Karten gezinkt sind, wo alles für das alleinige Interesse derer, die ihr Schäfchen schon ins Trockene gebracht haben, im Voraus entschieden ist, stellen wir einen offenen Dialog entgegen, wo die Stellung der Partner klar ist, wo „die Weisen”, wenn man Weise unbedingt braucht, von beiden Parteien ausgewählt werden.
Doch um diese Art von Dialog zu eröffnen, muss man zuallererst den Rahmen umschreiben, in dem sich die wahren Fragen stellen. Die Fragen, die ein Problem für uns, für die Jugend, für die Entwicklung darstellen ; folglich aus dem Rahmen treten, wo die Weisen und die Regierung jede Freiheit haben, ihre Logik durchzusetzen. Im aktuellen Autoritätsrahmen blockiert ein wahrhaftiger Wirklichkeitsverschleierungsprozess unablässig jede Lösung, die nicht den Interessen der „Macht” entspricht.
Diese tragische Wirklichkeit, die ständig in alle Bereiche der menschlichen Aktivität eindringt, ist die Ausgrenzung. Die Ausgrenzung ihrerseits schafft allmählich ein System von „Verunsicherung”, das zur Schaffung einer Unterklasse, der UNDER CLASS, führt.
Ausgrenzung charakterisiert unsere Zeit. Ausdrücklich oder stillschweigend entstehen überall Verfahren, welche die Ausgrenzung kanalisieren und all jene in die Misere (unter eine Armutsschwelle) stoßen, die nicht mehr ihren Platz im Produktionsbereich haben oder finden. Man müsste eher von Ausgrenzungen in der Mehrzahl sprechen, so verschieden sind die Formen, welche die Ausgrenzung annimmt, je nachdem, ob es sich um Arbeitswelt, Sozialwesen, Kultur oder Bildung handelt. Das Ausgrenzungsphänomen führt in der Tat zur Entstehung einer Unterklasse, die man in den USA Under Class nennt.
Analysen, Statistiken zeigen uns täglich, dass diese Under Class dabei ist, in Europa Fuß zu fassen. Nur als Beispiel nennen wir hier einige davon. Es sind leider nicht alle.
Die Auswirkungen sind klar : Der Produktionsbereich benötigt immer weniger Personal. Immer weniger für das Produktionssystem nützliche Leute werden immer mehr nutzlose Leute erzeugen : Es besteht die Gefahr, dass die Ausgrenzungsmaschine heiß läuft.
Täglich werden Maßnahmen getroffen, die zeigen, dass die Verunsicherung dramatisch die Entstehung der Under-class bestätigt. Wir zitieren unter Anderem :
Übrigens beweist die Umfrage (IFOP), welche aufzeigt, dass 71 % der Franzosen glauben, dass „das Diplom” nicht mehr ausreicht, um eine Stellung zu finden, sehr wohl, dass sich niemand über die „Qualität” der Universitätsstudiengänge noch große Illusionen macht. Die Universität ist in Krise, einer zweifellos erheblich schwererwiegenden Krise, als man es gern wahrhaben möchte. Schwerwiegend zunächst für die Studenten und natürlich auch für die Professoren.
Mit der Verunsicherung steht das Schicksal der Jugend, der Zukunft selbst auf dem Spiel...
Und welches Lied spielt man uns vor ? Das Lied des Dialogs. Eines Dialoges, der in der Tat nur die Verschleierung einer Situation ist. Eine Art und Weise, die neuen Generationen und alle Opfer der Ausgrenzung die Pille schlucken zu lassen. Wenn die Regierung sagt, dass sie den Dialog mit der Jugend wünscht, fragen wir uns in welcher Tonart ? Und warum ?
Am 16. November 1994, mehr als einen Monat nach den Vorschlägen „des Weisenrates”, gibt die Regierung die 29 Maßnahmen „für die Jugend” bekannt (wir setzen sehr wohl „für die Jugend” in Anführungszeichen, und eher doppelte als einfache). Sicher, niemand ist vor den Kopf geschlagen, die Präsidentschaftswahlen stehen an. Das Problem ist nicht so sehr, die Unwirksamkeit der meisten dieser Maßnahmen zu unterstreichen : „Das Wählbarkeitsalter zu den Regional- und Kantonalwahlen und das Alter der Wählbarkeit als Bürgermeister auf 18 Jahre senken”, „einen Gemeinderat der Jugend zur Pflicht machen”, „eine Informationskampagne für das Einschreiben auf den Wählerlisten”, usw., warum nicht ? Wie es sehr gut diese „normannische” Antwort eines Gymnasiasten im Fernsehen ausdrückt : „Wenn das nicht sehr wohl tut, kann das nicht sehr weh tun”. Unsere Furcht ist woanders. An erster Stelle können wir nicht umhin, uns zu fragen : Wären die Maßnahmen, die die Opposition als „gadgets” bezeichnet, nicht dazu bestimmt, gewisse Mechanismen zu „überdecken”, die darauf hinauslaufen, die Verunsicherung rationell zu organisieren ?
Wird nicht z. B. die Maßnahme, die „den zivilen Ersatzdienst” betrifft, dazu dienen, die Sozialdienste und die „Soft-Überwachung” der ärmeren Zonen zu verstärken ? Mit diesem Zivildienst wird der Staat über sehr billige Arbeitskraft verfügen. Das Personal der Sozialdienste, der Krankenpflege, der Schulwelt dürfte das Opfer einer solchen Politik von „Discount-Hilfsleistungen” werden.
„Eine Krankenschwester in jeder Schule mit mehr als 500 Kindern” schafft vielleicht einem schändlichen Mangel Abhilfe. Doch mit der aktuellen Politik von Personaleinsparungen im Bereich der Medizin (insbesondere der Krankenpfleger) heißt das nicht, dazu aufzufordern, unterqualifiziertes Personal auszubeuten (unterbezahltes, oder eher überhaupt nicht bezahltes Personal : Sie leisten ihren Zivildienst ab !), um diese Art von Dienst sicherzustellen ? Dass man sie in der Folge im selben Elan als Krankenschwester oder als Krankenpfleger tauft, kann uns kaum überraschen. Für die Politik des „Aufschrittbringens der zukünftigen Armen” ist das genau das Richtige.
Das Höchste sind allerdings für uns die beiden letzten Maßnahmen, auch wenn wir fürchten, dass sie leider keine großen Wellen schlagen dürften. Es handelt sich einerseits um „die Schaffung von Häusern der Jugend und der Gesundheit”, und andererseits um „die Schaffung eines nationalen Jugendprojektzentrums und eines Zentrums des künstlerischen Schaffens der Jugend”.
„Häuser der Jugend und der Gesundheit”. Wir finden hier sehr wohl den Titel von Libération wieder : „57 Heilmittel für die Jugendlichen”. „Haus der Jugend und der Gesundheit” ? Was verbirgt, verdeckt diese Formel ? Nur, dass die Jugend krank ist und dass man sie behandeln wird. Doch wir wollen nichts, aber überhaupt nichts von dieser Behandlung. Wir sind selbst bereit, einen gnadenlosen Kampf zu eröffnen, wenn sie so weitermachen. Was man uns hier vorsetzt, ist ein Skandal, den man nur mit Verachtung strafen kann und der den Beweis der totalen Unfähigkeit derer antritt, die ihn ausgebrütet haben.
„Nationales Jugendprojektzentrum”. Der erste Teil dieser Maßnahme zeigt das unterschwellige Verlangen eines Bruches der Gesellschaft in zwei Kategorien auf, das Verlangen, klar den Unterschied zwischen „jugendlich” und „erwachsen” abzuzeichnen. So gesehen, ist die Jugend nur ein Augenblick im Leben, die Zeit, erwachsen zu werden. Eine Art und Weise, den 15 bis 25-jährigen zu sagen : „Man wird euch helfen, Geduld zu haben, wartet doch darauf, für vernünftige Projekte reif zu sein”. „Projekte, Jugend”, das sieht offensichtlich nicht allzu seriös aus, und die Finanzierungen, um sie zu unterhalten, oder selbst die Etatsanstrengungen, die hierfür geleistet werden könnten, dürften kaum seriöser aussehen. Diese Maßnahme ist ohne Zweifel reine Demagogie. Sie wird nur dazu dienen, einige wohldenkende „Söhnchen” zu belohnen, während sie gleichzeitig die anderen glauben lassen, dass man sich der Jugendlichen annimmt.
„Ein Zentrum des künstlerischen Schaffens der Jugend”. Diese Maßnahme sagt alles über die Respektlosigkeit, die Arroganz und den Größenwahn ihrer Autoren aus. Wisset Regierende, die ihr die Verantwortung dieses Landes habt und doch eure eigene Geschichte nicht kennt, es gibt keine jugendliche Kunst, Dichtung, Kultur. Es gibt nur Kunst, Dichtung, Kultur. Mozart, Rimbaud, Lautréamont, Giacometti und viele, viele andere haben Poesie, Musik, Kultur in einem Alter gemacht, wo sie noch nicht einmal das Wahlrecht gehabt hätten. „Poesie muss von allen und für alle gemacht werden” behauptete Lautréamont, und Kunst selbstverständlich auch. Dies ist Kultur, zumindest die Idee die wir uns von ihr machen. Eine Stellung, die wir mit all unserer Kraft verteidigen werden. Für uns sind außerdem Rap, Tags, Rock, Hard-Core keine Ausdrucksformen einer „Subkultur” - einer Kultur zweiter Klasse - sondern Kunst, Musik, mit dem gleichen Recht wie die klassische und zeitgenössische Musik. Die Reformen müssen auf dieser Linie ansetzen. Diese Ausdrucksformen verlangen, ebenso und auf derselben Ebene unterstützt zu werden, wie man die Ausdrucksformen subventioniert, welche in den Konservatorien oder in den Kunst- oder Literaturakademien anerkannt sind. Auf dieser Linie liegen die Forderungen der Jugend.
Fassen wir zusammen : Kein wirklicher Dialog ist möglich, solange er sich darauf beschränkt, nur ein widersprüchlicher Befehl zu sein, der jeden Elan bricht, der der Jugend eigene Ziele mit sich bringt. Doch müsste sich diese Jugend noch definieren und sich ein Projekt vorbehalten. Genau dies schlagen die Verfasser dieses Textes vor. Nein, wir verweigern nicht den Dialog, wir wollen nur, dass er offen und nicht in Denkweisen „eingesperrt” ist, die nur jenen eigen sind, die nichts anderes als ihre Privilegien zu verteidigen haben.
Daher wenden wir uns zunächst an die „Jugendlichen selbst”, indem wir von ihnen verlangen, „aus der Jugend” eine Kraft zu machen, die fähig ist, ihr Projekt vorzustellen, es durchzuführen, es zu realisieren. Um mit den „Autoritäten”, mit den Verantwortlichen auf der politischen, ökonomischen, sozialen oder kulturellen Ebene zu sprechen, müssen wir diese Kraft werden. Eine Kraft in Bewegung, die fähig ist, sich in einem Dialog durchzusetzen, wo jeder Partner dieselben Rechte und Mittel besitzt, sich verständlich zu machen.
Zunächst werden wir uns finden müssen, sagen, welche Jugend wir sind oder sein wollen, und welches unser Projekt ist.
Wenn man die Frage der Jugend etwas näher betrachtet, wird man bald bemerken, dass sie kaum Realität besitzt, außer als eine Masse von Arbeitskraft, die dazu dient, allen möglichen Ideologien zu „dienen”, oft den schlimmsten (man denke nur an die Hitlerjugend). Sie dient als Kanonenfutter für alle Kriege, oder als Arbeitskraft für Projekte, die selten ihre eigenen sind.
Diese gemäß Rimbaud „allem unterworfene Jugend”, hat man zu allen Zeiten als die Altersklasse der (mehr oder weniger) 15 bis 28-jährigen zu erfassen gesucht. Diese selbstverständliche, „natürliche” Definition lässt die Jugend als eine Zeitspanne erscheinen, einen simplen Übergang, der von der Kindheit zum erwachsenen Alter führt. Sagt man nicht : „Jugend vergeht” ? Wenn man sich an diese enge Idee der Jugend hält, gibt man ihr nur eine sehr geringe Möglichkeit, sich zu realisieren, eine Kraft zu werden, eine Hoffnung zu sein, eine Zukunft zu schaffen.
Daher behaupten wir, dass man die Jugend anders und anderswo suchen muss. Man muss ihr „Gestalt” geben, indem man sie außerhalb von Alterskriterien erfindet. Das fade Bild, das man von der Jugend hat, wenn man sie als „naturgegeben” betrachtet, veranlasst uns, ihr eine Jugend, die sich „aus Kultur” erfindet, entgegenzustellen, und die demzufolge zu erschaffen ist. Wir schlagen den Begriff Kultur vor, um sie zu bezeichnen, weil Kultur für uns nicht nur das ausdrückt, was „schon da” oder „vorgegeben” ist, sondern vielmehr auch das, was man tagtäglich machen, erfinden muss. Kultur ist die Geschichte selbst in Bewegung, die Geschichte, die die Menschen machen, nicht die, über die einige schreiben.
In der Nr. 2, „Objektiv Jugend”, haben wir diese Idee einer „Jugend von Kultur” vertieft. Einer Jugend, die zu erfinden ist, die von den Betroffenen selbst zu machen ist, das heißt, von all denen, die glauben, dass ihre Jugend vor ihnen liegt, all denen, für die ihre Entwicklung ein Lebensziel darstellt, im Grunde jeder Bürger, der sich eine Gegenwart geben will, die eine Zukunft hat. Wir sagen, dass jedes Lebensalter seine Jugend hat, und es ist genau diese Jugend, die jeder zu leben hat, die es gilt, möglich zu machen.
Durch eine Argumentation, die versucht, ein Konzept zu erstellen für das, was wohl das Verhalten einer Jugend sein könnte, die man als Kultur begreift, einer Jugend, die sich in der krisengeschüttelten Welt dafür einsetzt, sein „Werden” zu suchen und „zu erfinden”, haben wir eine gewisse Anzahl von Vorschlägen herausgearbeitet.
Es war nie die Rede davon, zu suchen, welche Ideologie uns wohl unterstützen könnte, sondern viel konkreter : Wie man „Bewegung machen” kann, d.h. wie wir unsere Anstrengungen vereinigen können, um eine Kraft zu werden, die sich eine Zukunft gibt, und auf keinen Fall, ein Verein von Eingeschworenen zu werden, die nur darauf aus sind, ihre Privilegien zu verteidigen.
WIR SIND AUF DEM MARSCH !
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Les périphériques vous parlent, zuletzt bearbeitet am 3. Juli 03 von TMTM
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